Neben den Klassikern Schlauch und Mousse ist das Tubliss System eine überlegenswerte Alternative für Enduro Fahrer. Dabei drückt ein innerer Hochdruckschlauch mit 7 Bar einen (roten) Mantel an die Felge und lässt so quasi ein Schlauchlos-System entstehen.
Schläuche gibt es in verschiedene Stärken, üblicherweise 2 mm (in Serie verbaut), 3 mm Heavy Duty oder 4 mm Ultra Heavy Duty. Aber auch bei dicken Schläuchen lassen sich Durchstiche und Durchschläge (Reifen drückt auf die Felge und quetscht den Schlauch) nicht ausschließen. Dafür sind Schläuche günstig und der Luftdruck ist, wenn auch nur bedingt, an den Einsatz anpassbar.
Mousse als Schlauchersatz hat sich im Sporteinsatz bewährt. Hier zählt absolute Pannensicherheit und somit führt kein Weg am „Schaum Ring“ vorbei. Je nach Einsatzbereich gibt es verschiede Härten. Die „Härte“ sorgt dann – in Kombination mit dem richtigen Reifen – für viel Traktion oder Stabilität und Haltbarkeit. Schnelles Anpassen an die Gegebenheiten vor Ort geht aber nicht. In Vergleich zu den anderen Systemen ist Mousse teuer und hält nicht besonders lang.
Mit dem Tubliss System gibt es keine Durchschläge, daher kann mit niedrigem Luftdruck (bis ca 0,5 bar) gefahren werden. Vor Durchstichen ist man allerdings nicht gefeit. Ein präventiv eingefüllter Reifensealant verklebt kleine Einstiche sofort. Größeren Löcher kann man schnell und ohne Reifendemontage mit einem Tubeless Repair Kit flicken. Das Set und Luftpumpe oder Kartuschen muss man aber mitführen.
Für meinen Einsatz mit viel Motocross und ab und zu klassisches Enduro bietet das Tubeliss System folgende Vorteile:
- Kein Ventilverdrehen (durch Drehen des Hinter-Reifens auf der Felge) beim Motocross
- Enduro mit niedrigen Luftdrücken ohne Durchschlagsgefahr möglich
Tubliss mit Protection Einsatz
Will man bei Tubliss deutlich unter 0,5 bar gehen, besteht die Gefahr den roten, inneren Mantel zu beschädigen. Einsätze wie das TACS Protec Mousse oder das X-GRIP BLOW-Mousse sind hier die Lösung. Im Grunde ist das ein halbiertes Mousse, das zusätzlich montiert wird. Damit kann man eigentlich auch ohne Luft im Reifen fahren, ohne Felge oder den Tubliss-Mantel zu zerstören. Man hat aber die Möglichkeit, den Druck im Reifen zu erhöhen und so dem Gelände bzw. dem Einsatzbereich anzupassen, was man bei Mousse nicht hat.
Schon lange bevor es diese Protection Einsätze gab, habe ich ein altes vorderes Mousse zusätzlich zum Tubeliss montiert, wenn es auf längere Endurotouren ging. Das hat im Grunde auch funktioniert. Die Schwierigkeit war nur, die passende Härte zu bekommen. War das ausgemusterte Mousse zu weich bzw. zu dünn war zu wenig Support vorhanden, war es zu hart bzw. zu dick war die Montage schwierig. Das ist natürlich mit den modernen Einsätzen, die speziell dafür gemacht sind, viel einfacher.
Tubeliss mit Protection Einsatz kombiniert bietet die Möglichkeit, mit perfekt abgestimmten Luftdruck zu fahren. Und das mit der Sicherheit des Schaumstoff Einsatzes. Für Rennfahrer ist aber nach wie vor das richtig ausgewählte bzw. eingefahrene Mousse die bessere Wahl. Denn bei Tubliss kann (wenn auch selten) der innere Schlauch kaputt werden und dann fährt man im Notlauf weiter. Für Hobbyfahrer ist dieses Setup allerdings eine super Option. Wesentlich pannensicherer als mit Schlauch, über Luftdruck anpassbar und dabei kostengünstiger und haltbarer als Mousse.
Tubliss Montage Tipps
Tubliss Montage funktioniert anders, ist aber etwa gleich aufwendig wie beim Schlauch:
In 8 Jahren habe ich viele Tubliss Systeme montiert und aus Fehlern gelernt. Für die Montage selbst verwende ich Silikonspray beim inneren Schlauch und viel Geschirrspülmittel mit Wasser bei der Reifenmontage. Wenn dann was undicht ist, liegt das meist an einem schlecht abgeklebten Felgenband. Hier mit größter Sorgfalt vorgehen und lieber eine Lage mehr kleben.
Aufpassen muss man auch beim Reifenhalter. Zwei Reifenhaltergummis (schützen den Schlauch beim Reifenhalter) habe ich kaputtgemacht. Das passiert, wenn man den Reifenhalter zu fest anzieht. Durch den kaputten Gummi kann der innere Hochdruckschlauch beschädigt werden. Mir ist das passiert. Zu locker geht aber auch nicht, sonst gibts dort leichten Luftverlust. Am besten nach der Montage mit dem angegebenen Drehmoment (12 Nm) anziehen und dann nicht mehr nachziehen!
Tubliss am Adventurebike?
Tubliss ist für Offroad Sportmotorräder gebaut und ohne Straßenzulassung. Bei schweren 2-Zylinder Bikes und hohen Geschwindigkeiten wird es wahrscheinlich mit der Wärme Probleme geben. Dazu müsste man prüfen, ob die Felgenbreite passt und das System dann auch abdichtet. Ein optional verwendeter Protection Einsatz ist auch nicht für das hohe Gewicht eines Adventurebikes ausgelegt. Beim Big Bike braucht man mehr Gegendruck, sprich ohne Luft fahren wie bei der Sportenduro wird es nicht spielen. Und dann besteht gerade im Rallyeinsatz die Gefahr den Reifen aufzuschlitzen. Wenn dann der Tubeless Repair Kit nicht abdichtet, wird es schwierig. Ebenso wenn der innere Hochdruckschlauch defekt wird. In Summe also zu viel Unsicherheiten und Pannengefahren beim Einsatz am +200 kg Bike, sodass ich auf Schlauch oder Mousse setzten würde. Ich selbst fahre seit Jahren mit 3 mm Schläuchen und Dunlop Moto D606F/D908RR problemlos. – Dunlop D908 Rally Raid im JentlFlow Test –
Bei großen Einzylindern wie KTM 690 oder Husquarna 701 funktioniert das System, wie einige Fahrer berichten. Auch hier der Vorteil, mit weniger Luftdruck fahren zu können, aber ebenso der Nachteil, dass man für gröbere Schäden erst Schlauch, Reifenhalter und Montagewerkzeug dabei haben muss. Zusätzlich zum Tubeless Repair Kit.
Fazit
Acht Saisonen bin ich jetzt mit dem Tubliss System auf meiner KTM EXC-F 350 unterwegs. Für mich als Hobbfahrer mit häufigem Motocrosseinsatz eine gute Wahl. Großer Vorteil gegenüber Mousse ist die Flexibilität, was Luftdruckanpassung betrifft und das lästige Ventilverdrehen am Hinterrad fällt weg. Die Möglichkeit, im Enduroeinsatz zusätzlich eine Protection Einlage zu verwenden, macht das System nahezu pannensicher. Für den Mischbetrieb MX/Enduro und für Vielfahrer durchwegs eine lohnenswerte Alternative.