Das aktuelle Spezialized Turbo Levo Gen3 ist out of the box ein super E-Bike und sofort startklar. Pedale rauf, Lenker- und Sattelsetup gemacht, Reifenluftdruck geprüft, Federungs Grundabstimmung erledigt – und los gehts. So werden 90% aller Biker mit den Originalparts und dem Standardsetting gut zurechtkommen und zufrieden sein. Mein Turbo Levo „Comp“ ist von der Teilebestückung als Allmountain ausgelegt. Ist man wie ich eher downhillorientiert, sollte man doch einige Teile tauschen und die Geometriesetup Optionen nutzen. So wird das Comp schnell vom Allmountain zum Enduro.
Ich komme vom E-Freerider Spezialized Turbo Kenevo. – Spezialized Turbo Kenevo Expert 2020 – First Setup, first Ride – So sehr ich auch die Agilität des neuen Levos schätze, so vermisse ich doch Komfort und Nehmerqualitäten durch die 3cm mehr Kenevo Federweg. – Spezialized Turbo Levo Gen3 versus Kenevo Gen2 – der Trailvergleich – Auch die Geometriewerte haben mir beim Kenevo grundsätzlich getaugt, abgesehen von den langen Kettenstreben. Daher mein Ziel, das Bike näher ans Kenevo zu bringen, ohne die Allroundfähigkeiten und das spritzige Fahrverhalten zu verlieren. Mein Levo Tuning geht damit klar in Richtung Enduro.
Geometriesetup
Das Levo bietet über Flipchip im Hinterbau und einer zweite, drehbare Lagerschale eine Vielzahl an Geometrieoptionen. Doch keine Angst: Alles ist „kann“, nichts ist „muss“. Bei den ersten Testfahren gefällt das Levo im Original Fahrwerks Setup sehr gut. – Spezialized Turbo Levo Gen3 – first ride – Wer wie ich gerne experimentiert, findet in den Verstellmöglichkeiten eine breite Spielwiese und kann das Bike für seinen Fahrstil und sein Terrain optimieren. – Spezialized Turbo Levo Gen3 Geometrie Setup – Ich habe bei meinem Levo im Low Setting und neutraler Steuersatzschale Lenkwinkel und Tretlagerhöhe auf Kenevo Werte eingestellt. So bin ich bei beiden Bikes schön im Rad positioniert und habe eine stabile, tempofeste Lenkung ohne Überschlagsgefühle.
Federungssetting
Mein Levo Comp ist mit einer Fox Float 38 Performance Gabel und mit Fox Float X2 Performance Dämpfer auf Downhillperformance getuned. Beim Hinterbau war das Setting schnell gefunden. Der X2 arbeitet sensibel, steht gut im Federweg und schlägt nicht durch. Bei der Gabel ist die Abstimmung schwieriger. Meine 38er fährt sich relativ tief im Federweg. Erhöht man den Luftdruck, verbessert sich das Wegtauchen, allerdings nutzt man den Federweg auch bei harten Schlägen zu wenig aus. Ca 3cm bleiben immer unbenutzt . Fährt man mit weniger Token (Einsätze zur Luftraumverkleinerung), ist man genau so schnell tief im Federweg und verliert dazu etwas an Sensibilität. Dazu kommt, dass die 38er sehr steif ist, was zwar dem direkten Fahrgefühl, aber nicht dem Komfort zuträglich ist. Hier ist der Umbau von 160 auf 170mm Federweg by The Styrian Flow geplant, kombiniert mit neuem internen Setup der Gabel für mehr Gegendruck in der Mitte. Und falls möglich auch ein Zentimeter mehr Federweg am X2.
Bremstuning – Upgrade von SRAM Code R auf Code RSC
Ein Pflichttuning, wenn man wie ich den Druckpunkt gerne nahe am Lenker fährt. Wird die Bremse heiß, wandert der Bremshebel nach vorne, gar nicht klass. Bei der Code RSC wird Hebelabstand und Druckpunkt getrennt verstellt. Ergebnis: Auch nach langen Downhills wandert der Druckpunkt nicht nach vorne. Wieso habe ich das nicht schon längst beim Kenevo gemacht?
Sattelstütze 190mm
Durch die kurze 160er Kurbel fährt man die Sattelstütze etwas weiter heraußen als mit der üblichen 165er. Trotz 175mm Einschub war mir der Sattel im Downhill im Weg. Daher der Wechsel auf die 190mm Stütze. Ich fahre im „Low Setting“ , da steht man tief im Rad und profitiert vom größeren Hub. – Perfekt!
Reifen je nach Einsatzbereich
Ausgeliefert wird das Levo mit Spezialized Butcher/Eliminator Bereifung in GRID Ausführung. Für vorne ok, hinten ist mir das Casting zu schwach, da man doch öfter mit dem Hinterrad hart aufsetzt. Daher habe ich auf einen Butcher GRAVITY in der weichen T9 Ausführung gewechselt. Allerdings verschleißt der Reifen extrem schnell, obwohl ich eigentlich meist Erdboden fahre. Da kann er auch seine Grip Vorteile nicht wirklich ausspielen.
Nächster Reifen im Test war dann hinten ein Schwalbe Big Betty in Super Gravity Ausführung. Der fährt sich unauffällig, rollt gut, verschleißt nicht stark und ist robust. Ein Top Allrounder, solange es nicht gatschig ist. Vorne bin ich ein Fan vom Schwalbe Magic Mary, der auch schmäler (0,5cm!) baut als der Butcher (beide 2,6″). Im erdigen Terrain ist er dem Spezialized Reifen deutlich überlegen. Allerdings hält er nicht so lange und die Stollen neigen an der Seite zum Einreissen, wenn man viel auf hartem Boden fährt. Daher fahre ich vorne den Butcher im Sommer, bzw. wenn es trocken ist, sonst den Magic Mary. Hinten den Big Betty, wenn es feucht wird, kommt auch hinten der Magic Mary drauf. Vorne Super Trail -, hinten Super Gravity Karkasse, beide in Addix soft. Diese Reifen Setup funktioniert auch gut als Winterreifen im Schnee.
Kettenblatt 2 Zähne kleiner
Das Levo hat serienmäßig ein 34er Kettenblatt montiert. In Verbindung mit dem 52er hinten ist die Übersetzung schärfer als beim Kenevo mit 32/48. Allerdings ist so der langsamste Gang für technische Passagen etwas zu langsam und der Zweite zu hart für Uphills mit Schwung. Mit einem 32er Kettenblatt ist die Übersetzung perfekt: Mit der langsamen Ersten kann man energiesparend klettern, wird es technisch passt der Schwung der Zweiten perfekt. Das entspricht dann dem ersten Gang am Kenevo. So wird der eine zusätzliche Gang des Levos (12 statt 11 Gänge beim Kenevo) perfekt genützt. Sehr empfehlenswert.
Lenker Deity Carbon
Original ist beim Levo Comp ein 780er Lenker verbaut. Ich bin vom Kenevo 800mm gewohnt, daher habe ich gleich gewechselt. Die 38er Fox ist in Fahrtrichtung extrem steif, was zwar direkte Linien ermöglicht, allerdings auch ein sehr harsches Fahrgefühl bewirkt. Optisch superpassend habe ich den Deity Carbon Lenker montiert und auf 800mm gekürzt. Schaut extrem fesch aus, allerdings ist der Karbon Lenker eher auf Steifigkeit ausgelegt und verstärkt das direkte, steife Fahrgefühl der 38er.
Felge hinten DT Swiss E-512
Die originalen Spezialized Felgen am Turbo Levo Comp sind nicht die Stabilsten. Passen wahrscheinlich zur Auslegung des Comp als Allmountain, für den Enduroeinsatz sind sie zu schwach. Nach fast jeder (härteren) Fahrt muss hinten nachzentriert werden und das recht weiche Alu ist anfällig auf Steinschläge und andere Impacts. Kein Vergleich zu den Roval 27,5“ Fegen am Kenevo. Die stehen auch nach 4.500km da wie neu. Hier wird jetzt hinten auf eine steifere DT E-512er Felge nachgerüstet.
Fazit
Ohne Tuning geht es bei mir nicht. Das Spezialized Turbo Levo Comp ist von der Bestückung her als Allmountain ausgelegt. Will man wie ich ein Enduro, tauscht man das Fahrwerk und stellt die Geometrie auf „Low“. Dazu die ersten Tuningschritte bei Bremsen, Sattelstütze, Reifen, Kettenblatt, Lenker und Felgen. Für mehr Downhillperformance braucht es jetzt noch mehr Federweg. Dazu mehr im nächsten Beitrag.
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