Jentlflow Offroadtraining war 2024 mit 27 Fahrern am Start der Bosnia Rally. Dass bei einer Rally Stürze und auch Verletzungen nicht ausbleiben, ist klar. Damit es erst gar nicht zu Unfällen kommt, ist zuerst einmal eine gute Offroad Fahrtechnik gefragt. Klar, das da die Team Jentlflow Offroadtraining Fahrer nach zahlreichen Trainings einen Vorteil haben. – Fahrtechniktraining für die Bosnia Rally – . Dennoch ist man auch als guter, sicherer Fahrer vor Stürzen nicht gefeit. Das Terrain bei der Bosnia Rally ist hart und steinig, das Tempo hoch. Wenn man dann zu Boden geht, tut es meist weh.

Während bei den Jentlflow Offroadtrainings (durch das geringere Tempo und oft schlechtes Schuhwerk) Fußverletzungen an erster Stelle stehen, sind es bei der Rally Rippenverletzungen. Daher ist der Oberkörperschutz ein großes Thema. – Adventurebiker Kaufberatung Bodyprotektion – . Herkömmliche Protektorenhemden und Motocross Brustpanzer decken Brust und Rücken mehr oder weniger gut ab, seitlich ist der Schutz des Brustkorbs aber meist nicht so gut. Und so sind es auch die seitlichen Rippen, die geprellt werden oder brechen. Kann da eine Airbag Weste/Jacke schützen? Nach der Rally ein im Team heiß diskutiertes Thema.

Kleinere Stürze und Umfaller sind beim Offroaden an der Tagesordnung

Im Rally Rennsport sind Airbags verpflichtend, und das nicht ohne Grund. Stürze und Einschläge passieren hier mit hohem Tempo und nichts schützt Nacken und Oberkörper so gut wie der Airbag. Nachteile, wie Kosten, Gewicht und Wärmeentwicklung nimmt man da gerne in Kauf. Im Hobby- und Amateurbereich, wo das Tempo geringer ist und Umfaller öfter passieren, sind noch nicht alle vom Airbag überzeugt, wie die Statements einiger Jentlflow Team Starter zeigen.

Das Alpinestars Tech-Air Off-Road Airbag Protektorenshirt wird von vielen Dakar Fahrern verwendet

Am Markt gibt es derzeit Airbag Westen und Jacken. Während die Westen nur im Falle eines Crashes schützen, haben die Jacken Brust-Schulter (und auch Ellbogen-) Schützer, die vor fliegenden Steinen, spitzen Ästen und vor allen auch dann schützen, wenn der Airbag ausgelöst hat und eine Nachladen unterwegs nicht möglich ist. Bei den Westen sind es Modelle mit dem In&motion Airbagsystem, wie z.B. die Klim Ai-1 Rally Airbagweste, mit der einige Jentlflow Fahrer Erfahrung haben. Airbag Jacken, wie sie im Rally Rennsport eingesetzt werden, gibt es von Helite und  Alpinestars. Hier ist es die Alpinestars Tech-Air Offroad Jacke die von zwei Teamfahrern bei der Bosnia Rally eingesetzt wurde.

Reinhard Marold, Jentlfow, Bosnia RallyReinhard, Bosnia Rally 2024 mit Brustpanzer Alpinestars A-10 V2

In meiner über 40-jährigen Offroaderfahrung habe ich schon so gut wie alles an Oberkörperschutz ausprobiert, was es am Markt gibt. Trotzdem blieben Rippenbrüche und Prellungen nicht aus. Ich bin dann Jahre lang mit dem Brustpanzer Fox Raptor gefahren und ob nun Glück oder Können, ich blieb von gravierenderen Verletzungen weitgehend verschont. Im Laufe der Zeit, man denkt das man nun eh schon so viel besser und sicherer fährt, bin ich dann auf die Alpinestars Bionic Tech V2 Protektorenjacke umgestiegen. Eine sehr angenehm zu tragende Weste, jedoch fehlender Seitenschutz und so prellte ich mir doch tatsächlich (nur) hin und wieder eine Rippe. Vor der Bosnien Rally 2024 stand ich dann vor der Wahl zwischen dem Leatt 6.5 Pro und dem Alpinestars A-10 V2 da beide einen sehr guten Seitenschutz haben. Leider passte mir der Leatt irgendwie nicht so wirklich und ich entschied mich dann auf den Alpinestars A-10 V2 umzusteigen, auch die Belüftung war hier etwas besser. Leider ließ ich bei den Alpinestars-Varianten komplett außer Acht, dass der Rückenschutz sehr stark auf die Wirbelsäule konzentriert ist. Dieser wäre beim Leatt 6.5 Pro tatsächlich besser gewesen. Bei meinem Crash flog ich mit dem Rücken und voller Wucht auf einen Stein. Der Aufprall erfolgte dabei exakt eben neben der hauptsächlich geschützten Wirbelsäule und es brachen 4 Rippen unmittelbar an der Wirbelsäule und zusätzlich 2 Wirbelfortsätze. Glück im Unglück.

Meine negative Erfahrung ließen mich zum Thema Airbagwesten kommen. Ich beschäftigte mich tagelang damit, auch auf der EICMA 2024 in Mailand graste ich alles ab, was es da an Angebot gab. Mein Fazit fällt hier ganz einfach aus: Bei allen fehlt für das Offroad fahren, so wie ich das betreibe und egal ob Big Bike oder Enduro, immer irgendetwas. Entweder der Seitenschutz oder ein geeigneter Brustschutz oder der Schulterschutz …. Es tut sich hier aber sehr viel und ich hoffe für mich dann in nächster Zeit auf die eierlegende Wollmilchsau.

Bei der JentlFow Westalpen-Tour im Herbst bin ich wieder auf den Fox Raptor zurückgegangen, der den Rückenbereich vollständig abdeckt und auch einen super Seitenschutz hat. Dieser trägt zwar etwas mehr auf als meine Alpinestars, damit fühle ich mich jedoch sehr gut geschützt, auch die Hitzeentwicklung ist hier doch äußerst angenehm, da er sehr gut belüftet ist. In Kombination trage ich dazu Ellbogenschützer oder aber das Protektoren Light Shirt von Vanucci, welches es aber leider nicht mehr zu kaufen gibt. Hier bin ich auf der Suche nach Alternativen.

Reinhard, KTM 500 EXC-F Rally Umbau

Manfred, Bosnia Rally 2023 mit Klim Ai-1 Airbag Weste

Ich verwende eine Airbagweste der Marke Klim. Die Westen der Firmen Held und IXS sind baugleich, es gibt natürlich noch etliche andere, welche die „In&motion Motorrad Airbag-Technologie“ verwenden. Die Weste gibt es in verschiedenen Größen M, L, XL, man kann bei der Weste verschiedene Fahrmodi einstellen, Rennstrecke, Strasse, Adventure, Motocross. Die Weste ist angenehm zu tragen, die elektronische Auslösung hat bei mir einwandfrei funktioniert. Also Sturz bei der Bosnia am letzten Tag gleich nach dem Start bei dem Feldweg mit den Längsrinnen, Geschwindigkeit ca. zwischen 50-70km/h. Die Klim Weste löst nicht bei jeder Kleinigkeit aus, lt. meinen Erfahrungen passt die Sensibilität für die Auslösung recht gut.
Nach dem Auslösen ist die Gasdruckpatrone heraus zu schrauben und die Weste ist ab diesen Zeitpunkt bis zum Einsetzen einer neuen Patrone nur mehr ein Rückenprotektor. Ich verwende die Weste auf der Straße und Offroad mit der 790er, beim Endurofahren mit der EXC fahre ich mit einem herkömmlichen Protektorenhemd, da wir mit den kleinen hautsächlich anspruchsvolles Gelände fahren und da doch immer mal der ein oder andere Umfaller passiert, wäre die Airbagweste wahrscheinlich zu oft aktiv. Die Weste kann man nicht ohne eine Jacke darüber tragen, was im Sommer ein kleiner Nachteil ist. Die Rippen seitlich sind nicht geschützt. Kartusche kann man selber ersetzen, geht recht einfach,  d.h. wenn man eine Ersatzkartusche mit hat, geht das unmittelbar nach der Auslösung. Schulter, Nacken,  Brust- und Rückenbereich wird durch die Airbag Weste geschützt, Neckbrace ist nicht erforderlich bzw. geht gar nicht. Ellbogen mit herkömmlichen Schützer.

Manfred, KTM 790 Adventure R Rally

Pius, Bosnia Rally 2024 mit Alpinestars Tech-Air Off-Road Airbag Protektorenshirt

Ich nutze das Alpinestars Tech-Air Off-Road Airbag Protektorenshirt, habe es letztes Jahr auf der Bosnien Rally getragen. Mein Fazit: Passform und Verarbeitung gut, Auslösungen zu schnell, Rippenschutz seitlich nicht ausreichend, Kosten hoch!
Die Auslösung ist meiner Meinung nach zu früh ,bin  immer im Rallymode gefahren,selbst bei einen Wegrutscher am Hinterrad und Umkippen zur Seite gibt es sofort eine Auslösung! (Insgesamt drei Auslösungen auf der Rally!) Man kann dann gleich wieder weiter fahren, danach ist noch eine Auslösung möglich. Nach zwei Auslösungen muss man die Zündgeneratoren  tauschen, kann man selber machen! Mann muss nach vier Auslösungen die Airbag Jacke einschicken zum kompletten Service! Ab 320,-

Mit der Wärme ist es okay, so ähnlich wie mit anderen Protektor Jacken z.b. von Orthema! Was mich am meisten stört, ist die sehr schnelle Auslösung, dadurch für längere Strecken, Offroad Reisen nicht so geeignet. Am besten man hat beides und verwendet die Airbag Jacke nur für die risikoreicheren Sachen!

Pius, Husqvarna TE500 Rally Umbau

Gerhard Zinsberger, Renate Gutleb, Jentlfow, Bosnia RallyRenate und Gerhard, Klim Weste mit in&motion System

Renate und ich verwenden die Klim Weste mit dem in&motion System. Hauptsächlich nutzen wir die Weste zum Fahren auf der Straße. Einfache Schotterstrecken sind natürlich auch möglich, jedoch zum Endurofahren sind sie nicht ausgelegt. Bei höheren Temperaturen kann es leicht zu warm werden. Ausgelöst hat der Airbag bei uns noch nie. Die Weste sollte unter der Jacke getragen werden. Dann sollte die Jacke aber etwas größer ausfallen, oder man trägt sie unter dem Fahrershirt. Hier haben wir noch keine endgültige Lösung fürs Offroaden gefunden.

Renate Gutleb KTM 690 Enduro R, Gerhard Zinsberger KTM 890 Adventure R Bosnia Rally

Renate, KTM 690 Enduro R und Gerhard, KTM 890 Adventure R

Helmut, Bosnia Rally 2024 mit dem Alpinestars Tech-Air Off-Road Airbag Protektorenshirt

Für die Bosnia Rally 2024 wollte ich mir eine neue Protektorenweste zulegen, da ich bisher nur mit einem Einsteigermodell von Acerbis unterwegs war. Ich habe mich vor allem aus zwei Gründen für die Alpinestars Tech-Air Offroad entschieden: Sie ist auch ohne aktiven Airbag eine vollständige Offroad Protektorenweste, und sie wurde von Rallyfahrern mitentwickelt und getestet. Man gibt also nur einmal Geld aus – das aber reichlich – und hat sowohl den passiven Schutz der Weste, also auch den aktiven Schutz des Airbags. Neck Brace ist ebenfalls nicht notwendig – wird durch den Airbag abgedeckt.

Funktion

  • für mich sehr gut – keine Fehlauslösungen (ich hab ausschließlich den Enduromode genutzt – es gibt noch Strasse und Rally). Umfaller/Wegrutscher bei niedrigen Geschwindigkeitenblieben ohne Auslösung. Die beiden Auslösungen, die ich hatte, waren gerechtfertigt.

Tragekomfort/Passform

  • natürlich spürbar schwerer als eine reine Protektorenweste. Während des Fahrens hab ich das aber nicht negativ wahrgenommen.
  • durch den Airbag leidet die Luftdurchlässigkeit – ja, bei 38 Grad hätte ich mir mehr Luftdurchlässigkeit gewünscht
  • mein Trinkrucksack (USWE Outlander mit 3l Trinkblase) hat weiterhin gepasst
  • trägt man eine Jacke über der Weste, darf diese nicht zu knapp sitzen, damit der Airbag sicher auslösen kann. Mit Jersey kein Problem, die sind eh meistens weit genug.

Schutz

  • voller passiver Schutz einer Alpinestars Protektorenweste (Brust, Ellbogen, Schultern, Rücken) – plus Airbag für Brust, Schultern, Rücken, inkl. Stabilisierung des Nackens
  • der Bereich seitlich am Körper unter den Armen wird durch den Airbag nicht abgedeckt

Kosten

  • hoher Anschaffungspreis
  • nach zweimal Auslösen müssen die Gasgeneratoren getauscht werden. Der Satz Generatoren kostet rund 200 EUR und kann selbst getauscht werden.
  • nach der 4. Auslösung soll die Weste zum Kundendienst eingeschickt werden. Kostet inkl. der dann fälligen Gasgeneratoren irgendwo zwischen 300-400 EUR

Pro

  • zwei in einem – vermutlich der beste Schutz, den man derzeit kaufen kann, von Rallyfahrern mitentwickelt, mittlerweile Pflicht bei den Profis

Con

  • hoher Anschaffungspreis
  • signifikante Wartungskosten, wenn man die Airbagfunktion öfters nutzt
  • Gewicht und Belüftung

Helmuts Fazit

Ich war froh, dass ich die Weste bei der Bosniarally hatte – so muss ich mir nicht die Frage stellen, ob ein besserer Schutz sinnvoll gewesen wäre. Und was kostet eine gebrochene Rippe? Würde ich sie mir wieder kaufen? – vermutlich ja, da ich leider nicht soviel Zeit in mein Hobby investieren kann und ich mir auch keine längeren Ausfallzeiten erlauben möchte, sodass Sicherheit für mich wichtiger ist als die Kosten.

Helmut, Yamaha Tenere 700

Fazit

Michael Jentl Bosnia Rally 2024Was Body Protektion betrifft, gehört dem Airbag sicherlich auch im Offroadbereich die Zukunft. Die aktuellen Systeme sind allerdings entweder eher für den Tourenbetrieb (Airbagwesten) oder für Rally Racing (Airbag Protektorenjacken) ausgelegt. Jeweils gedacht für einen Aufprall aus hoher Geschwindigkeit. Offroad Amateure stürzen öfter, dabei aber bei langsameren Tempo und recht gerne zu Seite. Gerade Schutz der seitlichen Rippen vermissen die Fahrer des JentlFlow Bosnia Rally Teams am meisten. Aber wir stehen ja erst am Anfang der Offroad Airbag Entwicklung und auch die aktuellen verfügbaren Modelle sind herkömmlicher Bodyprotektion, gerade wenn es um schwere Verletzungen geht, weit überlegen.