It’s all about tires
Kaum ein Thema beschäftigt Motorradfahrer mehr als Reifen. Passt der Reifen nicht zum Einsatzbereich kann das beste Motorrad auch nicht performen. Gerade bei Adventuremotorrädern ist es besonders schwierig. Die KTM Adventure 790R hat nun mal sehr viel Offroadpotenzial, und das will man nicht mit einem zu straßenlastigen Reifen beschneiden. Dennoch besteht ein Adventuretrip auch aus Asphaltpässen, und da sollte der Reifen auch Vertrauen geben und Spaß machen. Dass er nicht bremst wie ein Roadreifen, und keine hohe Lebensdauer hat, damit sollte man sich gleich abfinden. Aber wieviel Offroad funktioniert noch auf der Straße? Dieser Frage wollte ich mit dem Mitas E-09 nachgehen.
Reifenerfahrungen
Bisher hatte ich keine Erfahrung mit richtig offroadlastigen Adventurebikereifen. Der Mitas E-09 ist ein 80:20 Reifen, also für einen Einsatzbereich 80% Gelände, 20% Straße. Auf der KTM Super Adventure 1290R hatte ich den Michelin Anakee Wild, einen 50:50 Reifen montiert. Der war vorne super (Gelände wie Straße), aber hinten mit den 160PS überfordert und sehr schnell verschlissen, worauf ich auf den Pirelli Scorpion STR wechselte. Lest dazu meinen Beitrag KTM Super Adventure 1290R Reifenerfahrungen. Nun hat die KTM Adventure 790R mehr Offroadpotential, weniger Gewicht und weniger PS. Also kann der Reifen auch offroadiger sein, so meine Theorie.
Vorderreifen – wenig Profilhöhe
Der Mitas E-09 Vorderreifen sieht mit seinen (- im Vergleich zu richtigen Offroadreifen und zum Hinterreifen) kleinen und niedrigen (7mm) Stoppeln gewöhnungsbedürftig aus. Die Stollen dürfen vorne wohl nicht zu hoch sein, sonst wird er sich auf der Straße bei höheren Geschwindigkeiten schwammig anfühlen. Wobei bei einem 80:20er könnte ich damit schon leben. In der Praxis funktioniert der Mitas dennoch Offroad sehr gut. Bremsverhalten und Kurvengrip auf Schotter sind wunderbar. Auf rutschigem Terrain konnte ich ihn allerdings nicht testen. Auf weichen Böden wäre mehr Stollenhöhe ein Vorteil, denke ich. Wer das möchte, wählt den Mitas C-17 als Vorderreifen. Der ist allerdings kein tubeless Reifen und muss mit Schlauch gefahren werden. Auf der Straße war das Handling und der Kurvengrip wirklich überraschend gut. Ich habe mich sehr sicher gefühlt und konnte super Schräglagen fahren. Beim Bremsen kommt der Mitas E-09 schneller ans Limit, das ABS setzt schon früh ein. Nasse Straßen hatten wir allerdings nicht, da kann ich kein Urteil fällen. Nach der ersten 300km lösten sich am Vorderreifen Teile von den Stollen. Ein Fertigungsfehler? Leider gibt es dazu keine Stellungnahme von Mitas. Auf das Fahrverhalten gab es allerdings keine Auswirkungen, mit dem Abrieb verschwanden die „Löcher“. Verschleiß nach 1.600km Westalpeneinsatz: Von den 7mm neu sind noch 5mm da, die Stoppeln sind keilförmig abgenutzt. Danach gemischter Asphalt/Schotter Einsatz bis Kilometer 3.600. Beim Reifenwechsel waren dann 4/2mm keilförmig übrig. Also 4.000km sind realistisch drinnen.
Hinterreifen – coole Optik
Am Hinterrad sieht der E-09 150/70-18 richtig offroadig aus. Theorie: Mit 11mm hat er die gleiche Stollenhöhe wie ein F.IM. Enduroreifen und damit sicher super Traktion Offroad. Das das zulasten der Haltbarkeit und der Straßeneigenschaften geht, ist klar. Die Praxis: Wie der Vorderreifen überzeugt der Hinterreifen Offroad mit sehr guten Grip. Leider wird die scharfe Profilkante sehr schnell rund; so sanft kann man gar nicht Gas geben. Die 95PS und 200kg der 790er fordern eben ihren Tribut. Durch die große Stollenhöhe bleibt die gute Traktion aber lange aufrecht. Auf der Straße zeigt der Mitas E-09 die gleiche Performance wie der Vorderreifen. Nämlich super Handling und Kurventraktion, aber mäßigen Bremsgrip. Auch bei starker Abnutzung bleibt das Handling top, das hat mich positiv überrascht. Verschleiß nach 1600km: Von den 11mm sind noch 4mm übrig, wobei viel Stoppel ist nicht mehr da. Nach 2.000km wäre er eigentlich zu tauschen; ich bin 3.600km gefahren. Da war noch ca 2 mm Profilhöhe da. Die ersten 1.600 km 7mm Verschleiß, die zweiten 1.600 km 2mm. Je niedriger die Profilhöhe umso besser hält er. Was man von der Offroadtraktion nicht behaupten kann. Da schwimmt er nämlich beim Beschleunigen und Bremsen wild herum …. Daher am besten bei 2.000km tauschen.
Vorteile Mitas E-09
- Grip Offroad
- Handling auf der Straße
- Preis/Leistung
Nachteile Mitas E-09
- Bremsen auf Asphalt
- Qualitätsmängel
Fazit Reifen
Bei hohem Offroad Anteil ist der Mitas E-09 eine echte Option. Neben super Offroad Eigenschaften überzeugt er auch auf der Straße mit ausgezeichnetem Handling, gutem Kurvengrip und sicheren Fahrverhalten. Nachteile gibt es beim längeren Bremsweg und beim Verschleiß. Bei maximal 2.000km ist er hinten zu tauschen, vorne geht es doppelt so lange. Wobei sich das mit dem günstigen Anschaffungspreis (vorne ca 55,- hinten ca 95,-) leichter verschmerzen lässt. Interessant wäre die Kombination mit dem noch geländegängigeren Mitas C-17 am Vorderrad. Allerdings ergibt sich damit wieder die Frage, ob das auf der Straße noch Spaß macht. Vom E-09 kann man das behaupten; daran hatte ich vor dem Test auch nicht geglaubt.
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