KTM 890 Adventure – Tuning 2024, Teil Eins – Offroad Ergonomie

Für die 2024er Jentlflow Offroadtraining Saison steht eine neue KTM 890 Adventure in der Jentlflow Garage. Wobei es diesmal nicht wie 2023 die „R“ ist  – KTM 890 Adventure R 2023 – Erster Eindruck aus der Jentlflow Perspektive – , sondern das Standardmodell.

KTM 890 Adventure im Serientrimm

Wie schon 2021 und 2022 werde ich die 890er zur „Rally“ umbauen.  – KTM Adventure 890 – Transformation to Rally – In den letzten 4 Jahren haben sich inzwischen um die 30 Tuningparts angesammelt. Darunter auch das WP XPLOR Pro Fahrwerk – KTM 890 Adventure R – Fahrwerksvergleich –WP XPLOR versus XPLOR PRO – Abgesehen vom Design und einigen gleich verbauten KTM Powerparts das schlagkräftigste Argument für den Kauf einer KTM 890 Adventure R Rally.

KTM 890 Adventure R Rally – im Ziel der HAT in Sestriere

KTM 890 Adventure – Die perfekte Basis für Offroadtuning

Der Hauptunterschied zur offroadsportlicheren KTM 890 Adventure R ist das Fahrwerk. 4 cm weniger Federweg und etwas einfachere WP Fahrwerkskomponenten machen die 890er auch für kleinere Fahrer zugänglich. Wobei 20cm Federweg nicht wenig sind. Eine Yamaha T7 hat mit 21cm vorne, 20cm hinten auch nicht mehr. Die weiteren unterschiedlichen (straßenorientierten) Parts zur „R“ wie Reifen, niedriger Kotflügel, höheres Windshield und komfortablere zweiteilige Sitzbank sind schnell getauscht, will man seine 890er mehr in Richtung Offroad trimmen.

KTM 890 Adventure Offroad Ergonomie Tuning

Wie schon beim Hardenduro Tuning – KTM EXC Hardenduro Tuning –  unterscheide ich bei den Parts in Ergonomie-, Protection- und Performanceparts. Mit Abstand am Wichtigstes ist das Ergonomie Tuning und darum wird es in diesem Blog gehen. Protection und Performance folgen in Part 2 und 3.

Mit der Anpassung des Motorrads an Fahrer und Einsatzbereich beginnt jedes Tuning. Wobei hier alle Teile, die in Berührung mit den Fahrer sind bzw. dessen Positionierung am Bike beeinflussen, relevant sind. Nur wenn hier alles passt, fühlt man sich am Motorrad wohl und kann entspannt schnell und sicher fahren.

JF KTM 890 Ergonomie Tuning: Lenker-, Sitzbank-, Windshieldtausch sowie Hebeleinstellungen

Lenker- Hebel/Pedal Offroad Setup – Tuning ohne Parts

Auch wenn man sonst nichts verstellen/tunen möchte, ist die richtige Einstellung von Lenker, Brems- Kupplungshebel, Schalthebel sowie Bremspedal für den Offroadeinsatz unumgänglich. Adventurebikes werden vom Ergonomie Setup für den Straßenbetrieb ausgelegt ausgeliefert. Lenkerpositionierung und vor allen die Einstellungen von Schalt- und Fußbremshebel müssen so eingestellt werden, dass sie im Stehen gut bedienbar sind. Erst recht, wenn man mit moderner sportlicher Offroad Fahrtechnik fährt. – Adventurebike Offroad Ergonomie Setup –

JentlFlow Offroad Schalthebel und Bremspedalsetup

Im Offroad Einsatz fährt man Schalt- und Fußbremshebel über Fußrastenhöhe um sie im Stehen gut bedienen zu können. Bei der 890er ist der Schalthebel über zwei gekonterte Muttern schnell höher gestellt. Am Fußbremspedal gibt es mehr zu beachten. Als erstes drehen wir den Fußbremsaufsatz, der ist nämlich flipbar! Damit ist das Pedal gleich mal 15mm höher. Ist das zu wenig, kann man den Hebel selbst auch in der Höhe verstellen. Verändert man hier die Höhe, muss man allerdings auch den Druckpunkt nachstellen, damit das vorgesehene Spiel erhalten bleibt. Dazu einfach den Bremszylinderschutz demontieren.

Mir ist allerdings auch dann das Pedal noch zu nieder. Dazu ist es zu weit von den Fußrasten entfernt, wenn man auf den Ballen fährt und zum Bremsen nach vorne steigt. Die Lösung ist ein Adapter (JF-Part), der den Pedalaufsatz 1cm erhöht und 1cm näher zur Fußraste bringt. Der Aufsatz passt übrigens auch bei der 690er, 1290er sowie allen KTM Sportenduros. Ich fahre ihn sogar bei meiner KTM 350 EXC-F. Den Bremspedalaufsatz von XRC verwende ich nur aus optischen Gründen, funktionell spricht nichts gegen den Originalen.

Will man sein Setup nicht so radikal auf Offroad trimmen sind Stufenpedale eine super Sache. Bei Rade Garage gibt’s Schalthebel mit Schnellverstellung und Stufenpedal im Set. Hochwertig und zum attraktiven Preis. Würde ich sofort kaufen wenn ich nicht nur Offroad fahren würde…    – 790/890 Adjustable shift lever and brake pedal  –

JentlFlow Lenker und Griffe Tuning Parts

Die Lenkerform hat maßgeblichen Einfluss auf die Positionierung des Fahrers. Je höher der Lenker, umso schwerer fällt es, die Front zu belasten und man hat weniger Gefühl fürs Vorderrad. Sowohl sitzend wie stehend. Außerdem fällt es im Stehen bergauf sowie beim Beschleunigen schwerer, eine entspannte Position zu halten. Es zieht einen nach hinten. Hat der Lenker mehr Rückbiegung (Backsweep) ist das zwar im Sitzen für die Handgelenke komfortabel, im Stehen ist eine geradere Lenkerform, wie sie im Motocross oder Endurosport verwendet wird, von Vorteil. Die Ellbogen gehen im Stehen nach außen und der Handgelenkswinkel ändert sich, was eine andere Lenkerform erfordert.

Flacher MX Lenker (oben) versus Original Lenker mit starker Rückbiegung

Ich komme vom Offroadsport und bin flache Lenker mit wenig Backsweep gewohnt. Daher habe ich auch den Originalen (Höhe mit ca. 90mm ok, aber sehr viel Rückbiegung) auf einen Motocrosslenker, den Renthal Fatbar 821 getauscht. Das ist der niedrigste Lenker im Renthal Programm (78mm). Ich fahre den XRC Lenkungsdämpfer, der die Lenkeraufnahme um (nur) 2,5mm erhöht.  Mehr darüber in Teil 3 – KTM 890 Adventure Tuning 2024, Teil Drei – Offroad Performance –.

Der originale KTM 890er Lenker ist ca 10mm höher als mein 821er Fatbar. Also bin ich in trotz Lenkungsdämpfer niedriger als im Standard Setup. Will man etwas höher – auf Niveau des Serienlenkers, wäre z.B. der Renthal Fatbar 672 mit 85mm oder der Odi Podium Flight mit 87mm Höhe gute Alternativen. Die Rückbiegung ist bei beiden Modellen unter 55mm und die Höhe unter 90mm. Das sollte dann passen. Lenkerklemmung 28,6mm ist inzwischen bei allen Dirtbikes Standard.

Will man im KTM Universum bleiben bieten sich die Original Lenker der KTM Hardenduromodelle an. Der Neken Lenker der EXC’s bis 2023 (780.02.001.000/30) hat in etwa die Höhe des 890er Originallenkers (90mm), aber viel weniger Backsweep (46mm). Ca. 1cm niedriger ist der Neken Lenker der 2024er EXC Modelle (790.02.001.000.30). Für kleinere Piloten eine gute Option.

Die originalen Griffe sind mir zu hart. Weichere Motocrossgriffe verschleißen zwar schneller, dämpfen Schläge aber besser und bieten den Fingern besseren Grip wenn es zu Sache geht. Ich fahre die Domino MX Griffe vom Auner.

JentlFlow Offroad Lenkersetup

Offroad Fußrasten – JentlFlow Tipps

Neben dem Lenker sind auch die Fußrasten für die Positionierung des Fahrers am Bike verantwortlich. Die originalen KTM 890 Fußrasten sind absolut in Ordnung. Nimmt man den Gummieinsatz raus, passt der Grip und die Breite ist ok. Dazu sind sie aus Stahl und damit sehr robust. Will man das Optimum, wäre etwas mehr Breite natürlich kein Fehler. Breitere, griffigere Fußrasten sind immer ein Vorteil. Dadurch verteilt sich im Stehen der Druck besser und vor allen bei Nässe gibt es mehr Halt für die Stiefel.

Richtig lange Fußrasten, wie z.B. die KTM Factory Rallyfußrasten finde ich dagegen nicht gut. Man steht dann gerne recht schlampig mit wenig Kontakt zum Bike, was dem Fahrtechnikexperten natürlich nicht gefällt. Dazu bleibt man leichter an Steinen hängen wenn es eng wird und beim Motorrad schieben sind sie auch im Weg. Über den Stiefel raus stehen brauchen sie für mich nicht.

Oft sieht man an Adventure KTM’s niedrigere Modelle wie die Rade Garage Low Pegs (-15mm), die den Kniewinkel im Sitzen verbessern und eine komfortablere Stehposition begünstigen. Allerdings verliert das Bike an Agilität und wenn man Gas gibt kippt die Fahrerposition nach hinten. Beschleunigen bzw. bergauf fahren im Stehen fällt schwerer. Genau wie beim hohen Lenker. Also für sportliche Fahrer nicht zu empfehlen.

Beliebt sind auch die Pivot Pegz. Das sind Fußrasten, die nicht starr sind, sondern sich mit der Gewichtsverlagerung nach vorne oder hinten mit drehen. Dadurch steht man satt auf den Rasten und ist dennoch sehr beweglich. (Wenn man mittig auf den Rasten steht) Daran muss man sich beim Umstieg erst gewöhnen. Allerdings sind sie nur für Fahrer relevant, die (Old School mäßig) mit dem Mittelfuß auf den Rasten stehen. Fährt man mit den Pivot Pegz auf den Ballen, kippen die Rasten auf Anschlag in die hintere Position, was dann auf die Dauer für die Wadeln anstrengend ist. Ein nach vor verlagern aus dieser Position (z.B. Bremsen/Schalten) fällt auch schwerer, man ist dort fast fixiert. Also nix für Ballenfahrer. Dazu kommt, dass beim sportlichen Fahren die Knie fix über den Fußrasten positioniert werden sollten, was nicht so gut klappt, wenn sich die Rasten bewegen; auch bei Mittelfußfahrern. Daher – trotz vieler Fans – keine Empfehlung von meiner Seite.

Fußrasten Größenvergleich Original – X-Grip Proto Type – Nicecnc

2022 und 23 bin ich die Alu geschmiedeten NICECNC Fußrasten gefahren. Gleiche Höhe wie Original, aber griffiger und deutlich größer. Fast schon zu viel des Guten. Vor allen sind sie recht lang und stehen weit raus. Zwei Rasten habe ich verbogen, aber immerhin sind sie nicht gebrochen, was ja bei Alu gerne vorkommt. Also nicht sonderlich robust, dafür preislich attraktiv.

Aktuell fahre ich Proto Type Titan Fußrasten von X Grip, die demnächst auf den Markt kommen werden. Die sind baugleich wie die hochwertigen, extrem griffigen X-Grip Piranhas für Hardenduros. Bei gleicher Geometrie allerdings 1cm breiter als die originalen Rasten, aber nicht länger, also eher kompakt. Im harten Gelände will man keine zu großen bzw. lange Fußrasten, um nicht an Steinen anzustehen. Für den Rallyeinsatz ist aber mehr Aufstandsfläche nötig, da man doch lange Strecken im Stehen fährt. Daher wird die Serie dann etwas länger sein. Perfekt!

Windshield und Sportsitzbank

Will man die KTM 890er Offroad bewegen, ist das originale Windshield einfach zu hoch. Keine gute Sicht zum Vorderrad in langsamen Passagen und kein Platz für den Helm beim sportlichen Beschleunigen im Stehen. Das originale Schild der „R „passt dagegen perfekt und ist schnell gewechselt. -KTM Windshield –

Die hohe KTM Sportsitzbank ist für mich ein Pflichttuningpart und daher auch bei meinen – 5 Tipps für bessere Offroadperformance – dabei. Mehr Beweglichkeit, mehr Druck am Vorderrad im Sitzen und ein leichter Übergang vom Sitzen ins Stehen. Ein Muss für den sportlichen Offroadeinsatz. -KTM Adventure 790R – Test hohe Sitzbank –

Fazit

Ohne Ergonomie Setup und Tuning geht es bei mir nicht. Egal ab 890, 890R oder 890R Rally, fährt man öfter Offroad müssen Lenker, Hebeln und Bremspedal auf die moderne Stehposition angepasst werden. Wer es ernster nimmt, startet mit Tuningteilen bei Lenker und Sitzbank. Dann bieten Griffe und Fußrasten weitere Möglichkeiten, das Feeling fürs Bike zu verbessern. In Teil zwei wird es um Protection Parts gehen, also dran bleiben!