Für den Straßeneinsatz ist der richtige Luftdruck schnell gefunden. Die Bedingungen variieren hier nicht so sehr wie im Geländeeinsatz. Daher sind die Werte laut Handbuch auch bei allen Bedingungen passend. Bei der KTM 790/890 Adventure sind das 2,4 bar vorne wie hinten. Auch wenn der Asphalt rutschig oder die Straße nass ist, denn was hier zählt, ist in erster Linie die Gummimischung. Angepasst wird der Luftdruck nur bei Beladung. Hier gibt KTM bei voller Nutzlast 2,6 bar vorne und 2,9 bar hinten an. That‘s it.
Offroad schaut die Sache ganz anders aus. Laut Handbuch 1,8 bar vorne wie hinten. Doch was ist „Offroad“? Abseits der Straße kann das glatter Schotter, grob steiniges Terrain, Sand oder Wald- und Wiesenboden sein. Dazu kann das Tempo in technischem Gelände und bei Einsteigern langsam sein, bei offenem Rallyterrain und fortgeschrittenen Piloten sehr schnell. Klar, dass da 1,8 bar nicht für alle Situationen passen können.
Was bewirkt der Luftdruck Offroad?
Geht es ins Gelände, wollen alle immer Luft ablassen. Warum? Wenn der Reifen mehr arbeiten kann, bringt das mehr Komfort und vor allen mehr Grip, da sich das Profil an die Oberfläche besser anpassen kann.
Die Kehrseite ist, dass der Reifen an Stabilität verliert. Das kann am Vorderrad zu einem kippeligen Fahrgefühl (seitliches Wegklappen), vor allen aber vorne wie hinten zu Durchschlägen führen. Hier drückt bei harten Hindernissen das Motorradgewicht den Reifen komplett zusammen, was bei Tubeless gerne zu Felgenschäden führt. Bei Tube Type Felgen wir auch der Schlauch zusammengedrückt und durch die Felge beidseitig aufgeschnitten; der sogenannte „Snakebite“.
Je höher das Motorradgewicht und je schneller gefahren wird, umso größer ist die Durchschlagsgefahr!
Für uns Adventurebiker mit + 200 kg Bikes sind hier schnell Luftdruckgrenzen gesetzt. Die 1,8 bar laut Handbuch sind sicher zu wenig, wenn es schneller durch raues Terrain geht. Steinkanten und Löcher sind gleich mal übersehen und das Vorderrad knallt voll dagegen. Bei meinen JentlFlow Offroadtraining Touren habe ich schon einige verbogene vordere Felgen gesehen. Im schlimmsten Fall hält der Reifen dann keine Luft; da hilft dann nur ein Schlauch als Notlösung.
Im Rennsport, von Hardenduro bis Rally wird Mousse verwendet. Dieser Schaumstoffring verhindert das Durchschlagen, aber auch den Ausfall durch einen Einstich. Allerdings ist Mousse nicht straßenzugelassen und hat auch einige Nachteile, die gegen einen Allroundeinsatz sprechen – Die Offroad Reifentipps des Jentlflow Offroadtraining Bosnia Rallyteams –
Die bei Jentlflow am meisten gefahren Reifen sind der Dunlop Trailmax Raid und der Dunlop D908RR. Mit diesen beiden Modellen ist das Offroadspektrum einer KTM 790/890 Adventure perfekt abgedeckt. Vom 50:50er Mischbetrieb mit viel Spass auch auf Ashalt bis hin zu offroadlastigen Touren im Rallystyle. Beides jeweils mit maximaler Lebensdauer in der jeweiligen Kategorie, was mir als Vielfahrer besonders wichtig ist. – Dunlop Trailmax Raid versus D908 Rally Raid – Konzeptvergleich –
Dunlop Trailmax Raid – Offroad Luftdruckempfehlung
Der 50:50er von Dunlop besticht durch Haltbarkeit trotz wirklich guter Performance im Mischbetrieb. Ich habe ihn auf Rallyterrain in Kroatien – Dunlop Trailmax Raid – Test beim Jentlflow Rallyfahrtechniktraining in Kroatien – und bei der Westalpentour – Dunlop Trailmax Raid im Jentlflow Westalpentest – ausführlich getestet. Und bin auch verschiedene Luftdrücke in den Reifen gefahren.
Meine Dunlop Trailmax Raid Offroad Luftdrucktipps für die KTM 790/890 Adventure; 200kg Leergewicht.
- Strasse: lt Handbuch v 2,4 bar h 2,4 bar
- Schotter: Kein Ablassen nötig v 2,4 bar h 2,4 bar
- Erdiges Gelände ohne harte (Stein- oder Wurzel-) Kanten: Gemäßigtes Tempo: v 1,8 bar h 1,6 bar / hohes Tempo: v 2,0 bar h 1,8 bar
- Grober Schotter mit Steinkanten und Löchern: Durchschlagsgefahr speziell vorne: Gemäßigtes Tempo: v 2,2 bar h 1,8 bar / hohes Tempo: v 2,4 bar h 2,0 bar (= mein Standardluftdruck)
Dunlop D606F/D908RR – Offroad Luftdruckempfehlung
Seit meinem ersten – Dunlop D908 Rally Raid im JentlFlow Test – 2021 habe ich viel Erfahrung auf dem robusten Rallyreifen von Dunlop gesammelt. Vor allem die Langlebigkeit und Allroundtauglichkeit haben mich überzeugt. Aufgrund der Robustheit sind Rallyreifen generell für den harten Offroadeinsatz am Adventurebike ideal. Speziell wenn das Terrain schnell, hart und steinig ist.
Beim Vorderreifen greife ich auf den Dunlop D606F zurück, da der D908RR für ein +200 kg Bike zu weiche Stoppeln hat. Der hat allerdings keine Rallykarkasse und muss mit mehr Luftdruck gefahren werden.
Zu bedenken ist, dass Rallyreifen nicht auf Tubeless Felgen, wie den KTM Adventure Originalfelgen, montiert werden können. Hier ist ein zweiter Radsatz nötig. – KTM Heavy Duty Laufräder – KTM Adventure 890 –
Luftdruckempfehlung für die Dunlop D606F/D908RR Kombi auf der KTM 790/890 Adventure. 200 kg Leergewicht
Einsatzbereich grober Schotter mit Steinkanten und Löchern, typisches Rallyterrain. Durchschlagsgefahr speziell vorne. Das Vorderrad trifft auf Hindernisse zuerst und muss den grösseren Impact wegstecken. Dabei ist vorne weniger Reifenvolumen vorhanden, um die Kräfte aufzunehmen. Ich hatte schon einige Dellen und Durchschläge bei meinen Heavy Duty Felgen bei Tests den Luftdruck etwas zu reduzieren. Hinten ist das kein Thema. Daher:
Im harten schnellen Geländeeinsatz vorne immer deutlich mehr Luft fahren!
- Gemäßigtes Tempo: v 2,2 bar h 1,4 bar
- Hohes Tempo: v 2,4 bar h 1,6 bar (= mein Standardluftdruck)
Der D908RR Hinterreifen ist extrem stabil und kann problemlos deutlich unter 2,0 bar gefahren werden.
Der D606F Vorderreifen hat zwar eine relativ feste, aber keine Rallykarkasse, daher der hohe Luftdruck vorne. (Mit dem D908RR Vorderreifen würde ich 2,0 bar fahren)
Luftdruckempfehlung für den Dunlop D908RR auf großen Einzylindern wie der KTM 690 Enduro R. Leergewicht 150 kg
Bei 25% weniger Fahrzeuggewicht als bei der 790/890er Adventure kann der Dunlop D908RR vorne wie hinten und natürlich mit weniger Luftdruck gefahren werden.
- Gemäßigtes Tempo: v 1,6 bar h 1,0 bar
- Hohes Tempo: v 1,8 bar h 1,2 bar
Fazit
Mit dem Luftdruck ist es im Gelände nicht so einfach wie auf der Straße. Das Terrain kann stark variieren, ebenso das Tempo je nach Fahrkönnen. Entsprechend variiert der Druck im Reifen. Vor allen schnellere Adventurebike Piloten müssen Durchschläge vorne befürchten und sollten den Vorderreifen deutlich härter fahren. Hinten ist die Gefahr durch den voluminöseren Reifen, der später auf das Hindernis trifft, deutlich geringer. Ich habe meine Erfahrungen (verbogene Felgen und kaputte Schläuche) schon gemacht und daraus gelernt. Wenn Ihr auch ein Adventurebike in der 200 kg Leergewichts Klasse habt, geben Euch meine Offroad Luftdruck Empfehlungen einen Anhaltspunkt. Ist Euer Bike schwerer, würde ich einfach für 10 % mehr Gewicht 0,1 bar dazurechnen.
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