Nachdem ich das 2018er Spezialized Turbo Kenevo ausführlich getestet hatte, sollte es jetzt bei meinem eigenen 2019er keine großen Überraschungen am Trail geben. Der Motor wurde für 2019 upgedatet und hat 15% mehr Leistung. Und die RockShox Lyrik RCT3 ist mit der neuen Debon Air Luftkammer ausgestattet, wodurch Ansprechverhalten und Federkennlinie verbessert wurden. Also alles eingestellt – lest dazu meinen Beitrag Spezialized Turbo Kenevo 2019 – First Setup – und ab auf den Trail!
Geometrie – typisch Spezialized
Die Geometrie des Kenevos finde ich sehr gelungen. Der flache 65° Lenkwinkel gibt Sicherheit bei Highspeed und wenn es steil bergab geht. Mit einem Reach von 455mm steht man nicht zu gestreckt im Bike; gerade richtig. Und die für E-Bike Verhältnisse eher kurzen 443mm Kettenstreben lassen das Kenevo spritzig ums Eck gehen und gut aufs Hinterrad ziehen. Die Kombination aus Souveränität und Verspieltheit beindruckt. Solange das Rad in Bewegung ist, fällt das mit knapp 24kg doch recht hohe Gewicht nicht negativ auf.
Motor – ein Hit
Der von Spezialized adaptierte Brose Motor ist meiner Meinung nach der beste E-Bike Motor am Markt. Harmonische Unterstützung, kein zusätzlicher Widerstand jenseits der Motorunterstützung und vor allem sehr leise. Das Abrollgeräusch der Reifen ist auf Asphalt lauter als der Motor! Für 2019 kommt der Motor in der Version 1.3 mit 15% mehr Leistung als 2018. Generell ist die Leistung auf gutem Niveau. Aber es gibt stärkere Motoren, wenn man es braucht; ich nicht. Der 504Wh Akku ermöglicht bis zu 1600 Höhenmeter im hügeligen Gelände. Und ist damit auf Niveau der anderen Motorenbauer. Die Einstellmöglichkeiten der Unterstützung über die Mission Control App finde ich auch gut gelungen. Da gibt es einiges zu testen und viele Möglichkeiten für individuelles Tuning.
Fahrwerk – satt
180mm vorne und hinten, hinten sogar ein Öhlins Stahlfederbein. So stellt man sich einen Freerider vor. Die RockSchox Lyrik RCT3 ist ohne Einfahrzeit sofort butterweich im Ansprechverhalten und steht gut im Federweg. Auch große Schläge werde souverän geschluckt. Den Federweg konnte ich nicht ausfahren, da werde ich mit Luftdruck und mit der Anzahl der Tokens noch experimentieren.
Der Öhlins TXT Coil Dämpfer ist eine Offenbarung. So satt am Boden klebend habe ich noch kein Fully erlebt. Bremstraktion und Komfort sind Spitzenklasse. Dennoch ist der Dämpfer agil und erzeugt ein lebendiges Gefühl. Die Federhärte dürfte auch für meine 85kg gut passen.
Reifen
Ich habe auf Schwalbe Magic Marry 27,5×2,8“ gewechselt. Vorne soft, hinten hart. Der breite 2,8“ Reifen dämpft hervorragend und bietet sehr viel Traktion. Das Motocross Profil gefällt mir als Moto Offroader und greift auf Waldböden außerordentlich gut. Die harte Mischung am Hinterrad fällt aufs Erste griptechnisch nicht negativ auf. Ob ein 2,6“ Reifen deutlich mehr Präzision bringt und was ein 29“ Vorderrad bewirkt werde ich noch ausgiebig testen. Und darüber berichten.
Komponenten
Die SRAM GX 11-speed Schaltung verrichtet Ihren Dienst unauffällig und gut. E-Bike typisch kann man immer nur Gang für Gang schalten, das schont den Antrieb. Gewöhnungsbedürftig ist die Bremse – SRAM Code R mit 200mm Disc. Die Bremskraft ist zwar ausreichend, aber das Ansprechverhalten ist sehr soft. Das ist zwar gut zum Dosieren, erfordert aber Umlernen wenn man andere aggressivere Bremsen (zB Shimano Saint) gewohnt ist. Die Sattelstütze – Spezialized Comand Post WU 150mm ist eine echte Innovation. Beim Einfahren kippt der Sattel nach hinten und gibt so mehr Bewegungsfreiraum im Downhill. Das gefällt. Leider relativieren sich die 150mm Versenkbarkeit, denn der Wert ist hinten am Sattel gemessen. Könnten ein paar Zentimeter mehr sein.
Praxistauglichkeit
Schnelle Runden ohne Rucksack fahren funktioniert mit dem Kenevo wunderbar. Ein Flaschenhalter – bei E-Bikes eher selten – ist vorhanden. An diesem ist unten das SWAT MTB Tool befestigt. Unter der Steuersatzkappe befindet sich auch noch ein Kettentrenner. Sehr praxistauglich. Die kleine Controleinheit ohne Display ergibt ein cleanes Cockpit. Leistungsstufen und Schiebehilfe können damit bedient werden. Das ist ausreichend. Leider ist die Akkustandanzeige links am Unterrohr nicht im Blickfeld. Das geht besser, wie man beim 2019er Spezialized Turbo Levo sieht.
Was gefällt, was weniger?
Positiv
- Spitzen Handling
- Top Fahrwerk
- Leiser Motor mit kleiner Controleinheit
- Einstellmöglichkeiten der Mission Control App
- Flaschenhalter und Werkzeugintegration
Negativ
- Mit knapp 24kg relativ schwer
- Ansprechverhalten der SRAM Code Bremse könnte aggressiver sein
- Versenkbarkeit der Comand Post WU zu gering
- Akkustandanzeige seitlich schwer ablesbar
Fazit
Keine großen Überraschungen nach den ersten Ausfahrten mit meinem neuen Spezialized Turbo Kenevo. Das Bike begeistert mit sattem Fahrwerk und ist dennoch alles andere als träge. Mit Fahrwerk- und Motoreinstellungen, Laufradrössen und -Breiten werden ich mich demnächst beschäftigen. Follow me.
Hinterlasse einen Kommentar