Auch wenn die KTM 890 Adventure, besonders die „ R“ das offroadlastigste Adventurebike am Markt ist, lässt sich die Offroadperformance doch einfach und kostengünstig verbessern. Wie alle Reiseenduros muss sie den Spagat zwischen Reise und Sport sowie zwischen Straße und Gelände meistern. Wobei hier die Grundauslegung, speziell was Ergonomie und Fahrwerk betrifft, deutlich mehr in Richtung Sport und Gelände geht als bei den meisten anderen Adventurebikes. – Adventurebike Offroad Ergonomie Setup –
Ich komme vom Offroadsport und bewege meine 890er fast ausschließlich Offroad. Das heißt auf Schotter, Traktorwegen bis hin zu Rallygelände beim – Fahrtechniktraining für die Bosnia Rally – . Mir persönlich macht der drehmomentstarke Motor extrem viel Freude, daher nehme ich das im Vergleich zum Einzylinder hohe Gewicht in Kauf. Die „längere“ Ergonomie und der Langstreckenkomfort sprechen für mich ebenso für das große Bike. – KTM 890 Adventure R versus KTM 690 Enduro R – Konzeptvergleich –
Will man die Offroadtauglichkeit verbessern steht bei mir als Offroad Fahrtechnikexperten die Ergonomie im Vordergrund. Jedes Setup beginnt mit der Abstimmung auf eine sportliche, moderne Fahrposition. So starte ich beim Tuning einer neuen Adventure immer mit der Ergonomie. – KTM 890 Adventure – Tuning 2024, Teil Eins – Offroad Ergonomie – Daher setzten auch drei meiner fünf Tipps dort an.
Performanceseitig gibt es natürlich viele Möglichkeiten die Offroadeigenschaften der KTM Adventure zu verbessern. Das geht aber dann gleich richtig ins Geld. Auspuff, Laufräder, Pro Fahrwerk… – KTM 890 Adventure – Tuning 2024, Teil Drei – Offroad Performance – Muss man auch alles nicht machen. Lediglich 15 Zahn Ritzel und one finger clutch, Tipp 4 und 5, würde ich gleich umbauen.
Das Thema Protection ist bei den fünf Tipps nicht dabei. So wie Bereifung wird dieses Thema erst relevant wenn das Gelände härter wird. – KTM 890 Adventure – Tuning 2024, Teil Drei – Offroad Performance – Meine 5 Tipps sind ein Basic Offroad Setup, das schon auch auf Schotter Sinn macht.
Verbesserung der Offroadtauglichkeit geht vor allem über die Ergononie
Tipp1 Motocrosslenker für eine aktive Stehposition
Der Lenker am Adventurebike ist immer ein Kompromiss. Im Sitzen sind die Handgelenke stärker nach außen geknickt wie im Stehen, daher hat ein tourentauglicher Lenker auch mehr „Backsweep“ (Rückbiegung) als ein Offroadlenker. Wer die 890er auch auf Reisen nutzt, ist mit dem Originalen gut bedient. Für den sportlichen Offroadeinsatz ist ein Umrüsten für mich aber ein Muss. In Frage kommt ein Neken Lenker der KTM Hardenduro Serie EXC oder ein Motocrosslenker. Neben dem geringeren Backsweep, die alle diese Lenker haben ist noch auf die Höhe zu achten. Ich persönlich liebe es sehr tief daher fahre ich den Rentahl Fatbar 821, der ist mit 78 mm ca 1 cm niedriger als der Originale.
– KTM 890 Adventure – Tuning 2024, Teil Eins – Offroad Ergonomie –
Tipp 2 Hebelsetup abgestimmt auf eine moderne Fahrtechnik
Speziell bei Schalt- und Bremshebel besteht Handlungsbedarf. Das Seriensetup ist für sitzendes Fahren ausgelegt. Hier zeigen die Fußspitzen nach unten, entsprechen tief ist die Hebeleinstellung. Wer so technisch richtig stehend fährt erreicht die Hebelei einfach nicht, bzw. nur mit Verlassen der idealen Stehposition. (Knie auf Höhe der Fußrasten). Also bitte höher stellen, meine Empfehlung ist hier Minimum 1 cm über den Fußrasten. Natürlich heißt das im Sitzen beim Schalten und Bremsen Füße heben, was auf die Dauer recht anstrengend ist. Daher bei längeren Straßentouren wieder tiefer stellen, das dauert keine 3 Minuten (Bremspedalaufsatz drehen) oder man leistet sich die KTM 790/890 Adjustable Pedals von Rade Garage.
Tipp 3 Mehr Beweglichkeit durch die Rallysitzbank
Die Seriensitzbänke der KTM Adventure Modellreihen sind Stufensitzbänke. Warum? Das ermöglicht eine breitere Auflagefläche für das Gesäß und besseren Windschutz durch eine tiefere Sitzposition. Also bessere Touringeigenschaften. Das man damit den Boden leichter erreicht muss nicht unbedingt sein, denn da spielt der Sitzbogen eine westliche Rolle. Die KTM Rallysitzbank ist 2 cm höher, dennoch erreicht man damit den Boden nicht schlechter, denn im Übergang zum Tank ist die Sitzbank schmal. Außerdem etwas weicher gepolstert. Bequemer ist sie deswegen nicht, nur der Kniewinkel ist angenehmer. Vor allen aber sitzt man stärker im Wind, weil 2cm höher.
Für den sportlichen Fahrer ist diese höhere Sitzposition besser, kann man doch im Kurvengefecht besser nach vorne zum Tank rutschen und das Vorderrad belasten. Eine Kurventechnik die auch Offroad relevant ist. Durch die Tankkonstruktion der KTM 790/890 Adventure geht die Sitzbank bis zu 10 cm weiter Richtung Lenker als bei allen anderen Big Enduros. Was eine sitzende Kurventechnik in engeren Kurven zulässt wie sonst nur bei Offroad Einzylindern. Und mit der höheren Rallysitzbank geht das dann noch mal deutlich besser. Durch die Höhe der Sitzbank ist auch mehr Material da um das Motorrad mit den Knien zu führen oder bei Bedarf zu klemmen, was mit dem seitlich griffigem Sitzbezug auch hervorragend geht. Dazu kommt, das ein Vor- und Zurückrutschen ohne Stufe viel leichter geht und der Wechsel zwischen Stehen und Sitzen weniger anstrengend ist. – KTM Adventure 790R – Test hohe Sitzbank –
Außerdem: Mit 195 Euro ist die KTM Rallysitzbank ein echtes Schnäppchen (im Vergleich – Yamaha Tenere 700: 449 Euro )
Tipp 4 One finger Clutch für bessere Kupplungskontrolle
Seilzugkupplungsbetätigung? 2019 habe ich mich darüber gewundert, haben doch alle anderen KTM Offroad Modelle hydraulische Kupplungen. Hauptvorteil ist hier das immer richtig eingstellte Kupplungsspiel und das automatische Nachstellen der Kupplung wenn sie heiß wird. Das muss man bei der 790/890er händisch machen. Allerdings wie oft kommt das vor, die Adventure ist ja keine Hardenduro. Das Spiel der Kupplung laut Handbuch einstellen und es passt.
Wie schwer sich die Kupplung betätigen läßt ist bei der Hydraulikkupplung allerdings nicht so einfach zu variieren wie bei der Seilzugkupplung. Tauscht man den Kupplungsbetätigungsarm auf eine längere Variante – Camel One Finger Clutch – lässt sich die Kupplung mit einem Finger bedienen. Und das bei bester Dosierbarkeit. Der Leerlauf ist zwar minimal schwieriger zu finden, aber das nehme ich gerne in Kauf. Gerade wenn es technisch anspruchsvoller wird, ist die Kupplungskontrolle ein Key Faktor. Und mit einem Finger hat man einfach mehr Gefühl. Und mit der One finger Clutch auch den ganzen Tag lang.
One finger clutch und 15 Zahn Ritzel erleichtern langsames Fahren in technischen Gelände
Tipp 5 Gamechanger 15 Zahn Ritzel
Die originale Sekundärübersetzung mit 16:45 ist relativ lang. Gut für schnelle Autobahnetappen. Für kurvenreiche Straßen passt das auch, wobei man, je nach Tempo, in engen Kehren nicht immer den perfekten Gang findet. So ist es dann auch auf Schotter. Gerade Offroad Einsteigern ist die Dritte oft zu schnell, die zweite dafür zu langsam für ein flüssiges Fahren im „Jentl Flow“. Kehren erfordern den ersten Gang und wenn es technisch wird, ist man schnell im Ersten. Und dann steht man meist auch gleich.
Hier ist das 15 Zahn Ritzel eine echter Gamechanger. Die Dritte passt auf Schotter perfekt, nur wenn es länger geradeaus geht, nimmt man die Vierte. Dafür gehen offene Kurven auch mit der Dritten und enge Schotterkehren mit der Zweiten. Der jeweils höhere Gang sorgt für ein stabileres Fahrverhalten, eine runde Linie und mehr Traktion. Wird das Gelände anspruchsvoller, kann man mit den höheren Gängen besser den Schwung halten und kommt in der Regel auch weiter.
Nachteil ist die höhere Drehzahl mit der Sechsten auf der Autobahn, wobei Dauertempo 130 km/h kein Problem ist, sowie der höhere Verschleiß der kleineren Ritzels.
Der Tausch von dem originalen 16Z auf ein 15Z Ritzel (KTM Original Ersatzteil) ist schnell erledigt und kostet nicht viel. Die Kettenlänge passt auch, lediglich die Hinterradachse wandert etwas nach hinten für die richtige Kettenspannung.
Fazit
Aufmerksame Jentlflow Blogleser kennen meine – KTM Adventure 790R – 5 Setup Tipps für bessere Offroadperformance – von 2019 und ja, auch 5 Jahre später gebe ich genau dieselben 5 Tipps. Fahrwerk, Laufräder, Reifen, Auspuff, Motorschutz… all das kann warten. Speziell im Gelände, wenn viel stehend gefahren wird, zählt besonders die Ergonomie, daher wird zuerst bei Lenker, Hebeleinstellungen und Sitzbank angesetzt. One finger clutch und kleineres Antriebsritzel erleichtern dann zusätzlich das Handling im technischen Gelände. Die 5 Tipps kosten keine 500 Euro und verbessern die Offroadperformance doch erheblich. Unbedingt nachmachen!
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